Asien 2010 | Irgendwo auf dem Meer mit der AIDA Cara

In Reisen by Michael Brändle

Da dies mein erster Aufenthalt auf einem Kreuzfahrtschiff ist, beschäftigte ich mich als guter Projektmanager im Voraus ausführlich über das Leben und Reisen mit so einem Schiff. Nämlich gar nicht.

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Der erste Kulturschock tritt beim Essen ein. Gierige Blicke auf die nicht endend wollenden Anhäufungen der verschieden europäischen Speisen (wehe man serviert was, was der Durschnittseuropäer nicht kennt). Und dann diese Lautstärke. Verursacht durch das ständige Rennen zum Buffet und Abräumen der Keller der mehr oder wenig geleerten Teller. Und dann überall Deutsch. Vielleicht ist es für mich befremdlich, aber ich bin es normalerweise gewohnt mich im Ausland in Englisch zu unterhalten – Deutsch nutze ich da wirklich nicht so als die Kommunikationssprache.

Überhaupt glaube ich, dass es auf diesem Schiff mehr Raum (also in Quadratmetern) zum Fressen gibt, als zum Schlafen. Gut, vermutlich verbringt auch mehr als die Hälfte der Passagiere die Zeit mehr beim Essen als beim Schlafen – von daher hat man einfach bei der Raumplanung schonmal die Prioritäten richtig gesetzt.

Das wichtigste Ereignis auf einer Kreuzfahrt ist die Seenotrettungsübung. Diese ist nämlich international vorgeschrieben. Bei dieser Übung müssen sämtliche Passagiere und Teile der Besatzung ihre Schwimmwesten anziehen und sich auf ihre zugewiesenen Evakuierungsplätze sich einfinden. Schon wieder vergessen, wieso das gemacht werden muss? Keine Sorge. Sie werden an Bord dieses Schiffes ausführlich darüber aufgeklärt, dass wegen interationalen … aber das hatten wir ja schon. Nicht nur, dass auf sämtlichen Veranstaltungen vor dieser Übung auf diese Übung hingewiesen wird, nein, auch die Gäste scheinen an diesem Tag kein anderes Gesprächsthema zu kennen “Ja, die ist ja international so vorgeschrieben. Die müssen das ja machen”. Mitreden am Bord können eh die meisten, ich schätze den Teil der AIDA-Unerfahrenen auf unter 20%. Überhaupt scheinen hier manche auf diese Tatsache so stolz zu sein, dass sie sich extra für ihre Reise T-Shirts drucken lassen. Ich meine, haben Sie schonmal jemanden gesehen, der sich zum Kauf eines Autos ein T-Shirt drucken lässt? In Frage der Kundenbindung hat AIDA also total gewonnen. Aber zurück zur Übung. Diese ist ja international vorgeschrieben. Manche der Passagiere sind sogar so aufgeregt und gespannt wegen dieser Übung, dass sie sogar schon zum Voralarm sich eifrig zu ihrem Sammelpunkt auf Deck 6 begeben. In Schwimmwesten.

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Ich vermute, sie buchen diese Reise nur wegen dem besonderen Thrill dieser Übung. Ich begegne also auf meinem Rückweg aus der Wäscherei unzähligen freudig erregten Menschen in Schwimmwesten auf den Gängen. Gottseidank bin ich nicht so, denke ich mir, öffne die Kabinentür zu meinen Eltern und sehe beide. In Schwimmwesten.