Asien 2010 | AIDA Cara – Investigativ

In Reisen by Michael Brändle

Da wir heute einen weiteren Seetag haben, habe ich keine Mühen gescheut, um über ein typisch deutsch-holländisch-britisches Problem zu berichten, welches wir alle noch bestens aus dem letzten Ballermann-Urlaub kennen: Die mehr oder wenig kunstvolle Beansprachung territorialer Flächen auf dem Oberdeck (Die besten Plätze auf einem Schiff, welches sich in Äquatornähe aufhält, sind definitiv diejenigen, die einen sicher und langfristig vor dem mörderischen Angriff der Strahlen schützen) durch Zuhilfenahme von Textilien, deren ursprünglicher Zweck die Aufnahme von Flüssigkeiten zur Unterstützung des Trocknungsprozesses sind (Dihydrogenmonoxid-Resorbator).

Kurz nachdem also mein Wecker mich um kurz vor 6 aus der Koje geworfen hat, stand ich bewaffnet mit meinem Teleobjektiv und der Spiegelreflex auf dem Sonnendeck und harrte der Dinge die da so kommen würden. Ich meine: Gebt den fiesen Reservieren ein Gesicht!

05:45 Uhr – Ankunft Sonnendeck. Ich komme zu spät. Die ersten Liegen wurden bereits dem Stapel entnommen, bevor die Bediensteten überhaupt die Chance hatten sie abzuladen.

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06:02 Uhr – Einen Reservierer erkennt man sofort. Die Anzahl der Handtücher ist stehts >= 2.

06:20 Uhr – Nach und nach treffen mehr Leute ein – man kennt sich, man grüsst sich. Es zeichnet sich auch ein großer Unterschied beim Vorgehen auf. Es gibt tatsächlich Menschen, die nichts besseres zu tun haben, als morgens um 6 aufzustehen, sich eine / mehrere Liegen zu reservieren und – dort liegen zu bleiben. Ich meine wie toll ist das denn? Einen Schattenplatz für den ganzen Tag zu haben (und zu nutzen).

06:25 Uhr – Dieser Punkt ist mir erst im Nachhhinein bei der Durchsicht aufgefallen – sämtliche Leute die sich um diese Zeit am Pool rumtreiben tragen ihre Bordkarten mit einem Batchholder am Hals. Scheint ein Zusammengehörigkeitssymbol innerhalb der HausBesetzerszene zu sein.

06:33 Uhr – Den ersten Gästen fällt auf, dass eine Reservierung offenbar ohne Rechtsgültigkeit erfolgt ist. (Abwesenheit vom Platz > 20 Minuten) – also werden die ersten Handtücher unter dem stillen Applaus der anderen Anwesenden entsorgt und die frei werdenden Plätze selbst genutzt und der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt. Der einzige Platz der offensichtlich nicht geräumt wurde, ist derjenige, der mit einer persönlichen Noten geschmückt wurde (Tasche mit Buch). Es ergeht von mir daher die Empfehlung ernstgemeinte Reservierungen durch Hotel-/Schiffshandtücher unbedingt mit dem gewissen persönlichen Touch zu versehen. Vielleicht bietet sich im Besonderen solche Dinge an, die andere nicht in die Hand nehmen wollen (Wäsche?).

06:38 Uhr – Älterer Herr kommt, wirft seine Handtücher hin – geht. Meines Erachtens nach vermutlich eiskalter Profi. Innerhalb einer Minute ist er bereits wieder vom SchattenSonnendeck verschwunden. Da zeichnet sich das jahrelange Training in Mallorca gegen Holland und England aus. Sozusagen Sonnenliegenbesetzungsveteran. (Achtet auf das Schlüsselband!)

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06:55 Uhr – Nach einem kurzen Early-Bird-Frühstück lege ich mich wieder ins Bett, schlafe ausführlich, frühstücke ausführlich, schlafe noch einmal – schließlich ist ja Urlaub.

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